- Ich bin bei strahlendem Sonnenschein und recht kühler, aber angenehmer Luft auf der Suche nach etwas Besonderem durch den Eltviller Ortsteil Erbach spazieren gegangen. Ich bog in die Neugasse, eine kleine Gasse in der Nähe des Markplatzes, ein und schaute mir die Häuser und Hofeinfahrten an. Nach ca. 100m kam ich zu einem Weingut, das sich in die Häuserfront einreiht und auf den ersten Blick nicht als ein Weingut zu erkennen ist. Der Eye-Catcher ist die moderne, sehr stylisch und ästhetisch Vinothek, mit dem Namen „Die kleine Vinothek“ die sich aus der Umgebung hervorhebt. Ich blieb stehen, guckte durch die Glastür in den Raum und entschloss mich, Kontakt zu dem Weingut aufzunehmen.
Auf der Homepage habe ich mich erst einmal informiert, was mich vielleicht erwarten könnte und welche Fragen der sehr moderne und informative Internetauftritt mir nicht beantwortete.
Ich verabredete mich mit dem Winzer Georg und seinen Söhnen Sandro und Marco Dahlen zu einem Gespräch über das Weingut und seine zahlreichen, unterschiedlichen Angebote. Bei diesem Treffen, haben wir sehr interessante Diskussionen über Weinbau, die unterschiedlichen Philosophien und dessen Ausbau geführt. Manchmal konnte ich den
Fachgesprächen nicht mehr folgen, fand es aber sehr spannend, wie Alt und Jung ihre
Argumente austauschten und jeder natürlich aus seiner Sicht recht hatte.
Begonnen hat alles vor über 150 Jahren, damals war das Weingut noch unter dem Namen Jung in Erbach bekannt. 1941 heiratete dann die Winzertochter Katharina Jung den Winzersohn Peter Dahlen aus Lorch. Sie schlossen nicht nur den Bund der Ehe, heute sagt man, ihre Betriebe fusionierten zu dem Weingut “Jung Dahlen”. 1975 übernahm dann der Filius Georg Dahlen den Betrieb und führte ihn als Nebenerwerbsweingut weiter.
Mit Beginn seines Studiums Weinbau und Oenologie 2014 an der Fachhochschule in Geisenheim ist der jüngste Sohn Sandro Dahlen, der heute 27 Jahre alt ist, in den elterlichen Betrieb eingetreten. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, aus dem Nebenerwerb-Weingut wieder ein Vollerwerb-Weingut zu machen. Unterstützt wird er dabei von seinem Bruder Marco Dahlen, der nach Abschluss seines Architekturstudiums hauptberuflich in Wiesbaden in einem Architekturbüro arbeitet und ihm mit Rat und Tat zur Seite steht.
Auch der Senior drückt somit jährlich die Schulbank, um auf dem neusten Stand der Forschung zu sein und dem Junior in nichts nachzustehen.
Heute, nach nur vier Jahren, gibt der Jungwinzer Sandro ganz selbstsicher den Ton an und läutet so den Generationswechsel ein. Denn von Beginn an hat Sandro auf eine eigene Weinmarke mit dem Namen DER JUNGE DAHLEN gesetzt, um mit neuem Design und minimalistisch anmutendem Logo gegen die Wappenkultur und Namensanalogien anzutreten. Die schlanken Schlegelflaschen mit dem prägnanten goldenen Tropfen, geben dem Jungwinzer Freiraum, seine eigene Weinphilosophie auszuleben. So ist inzwischen ein ganzes Weinsortiment entstanden, welches neben den traditionellen Weinen des Seniors Georg Dahlen durch eine neue Stilistik überzeugt.
Noch bewirtschaften Vater und Sohn das Weingut gemeinsam, jedoch zeigen sich schon zum Jahresbeginn, beim Rebschnitt, die ersten Unterschiede, die sich bis in den gemeinsamen Keller iehen. Denn spätesten hier wird klar, Vater und Sohn bauen ihre Weine tatsächlich unterschiedlich aus. So sind die Tanks mit den jeweiligen Logos versehen und jeder erzählt stolz von dessen Inhalt. Die Weinberge des Weingutes liegen, rund um Erbach verteilt und erstrecken sich über fünf Weinbergslagen.
Derzeit werden dort bis zu 85 % Riesling und 10 % Spätburgunder angebaut. Die übrige
Rebfläche verteilt sich auf Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay.- Für das Weingut Jung Dahlen lautet das neue Ziel, nur kerngesundes sowie hoch aromatisches Lesegut aus dem Weinberg zu holen, um so natürliche, qualitativ hochwertige Weine herstellen zu können. Qualität ist somit die oberste Prämisse und steht fest verankert als Leitsatz über all ihrem Handeln.
Diese Herausforderung bedeutet aber auch, dass die Trauben von Hand und unter Einsatz von Traktoren ganzjährig gehegt und gepflegt werden wollen. So werden z.B Blätter per Hand von den Reben entfernt, damit die Trauben möglichst viel Sonne zum Reifen genießen und die Weinberge unaufhörlich kontrolliert, um Schädlinge, bevor sie sich ausbreiten können, möglichst früh und ökologisch abfangen zu können.
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal des Weingutes ist das Rheingau Cuveé mit dem Namen Edition Duett erklärt Sandro. Dieses hat der Jungwinzer, welcher ein großer Freund von Cuveés ist, in den letzten vier Jahren entwickelt und perfektioniert. Bei seiner Kreation, hat der Jungwinzer Riesling und Chardonnay vereint und so ein unvergessliches Geschmackserlebnis geschaffen. Neben der Kombination der beiden Rebsorten ist eine weitere Besonderheit, dass beide Reben in einem Weinberg und somit auf gleichem Boden heranwachsen.
AUFTAKT, SINFONIE und EINKLANG sind nur drei der musikalischen Weinnamen des
Jungwinzers. Dabei wählt Sandro die Namen entsprechend des Weincharakters aus. Sein
trockener Riesling mit gerade einmal 2,9g/l Restzucker, der in einer Erbacher Toplage wächst nennt sich somit TENOR oder der im Barriquefass gereifte Spätburgunder Rotwein AKKORD.
Auch weiterhin ist jede Menge Musik beim Jungwinzer dabei der Ende April, die ersten 2017er Weine präsentieren und seine Geschmackskomposition im Laufe des Jahres weiter ausbauen möchte.
Beim eingangs erwähne Logo des Jungwinzers, offenbart sich bei näherem Hinsehen noch ein weiteres Stück Familiengemeinschaft. Auf die Frage hin, wer das Logo entworfen hat, zeigt sich, das David Apel (Artdirektor….) und Bruder von Marco’s Lebensgefährtin Miriam am Werke war.
Seine Aufgabenstellung für das Logo lautete EIGENSTÄNDIG, ELEGANT, MODERN,
EINPRÄGSAM und WANDLUNGSFÄHIG. Daraus kreierte David einen goldenen Tropfen mit klaren Linien der für den neuen Weg des Weingutes stehen soll.
Ich erfahre, dass die moderne und ästhetische Vinothek, die mich Tage zuvor auf das Weingut aufmerksam machte von Marco konzipiert wurde. Wenn man die kleinste Vinothek im Rheingau plant, benötigen gerade die kleinen Dinge große Hingabe, erklärt mir Marco.
Die in der Rückwand eingelassenen Regalreihen zeigen das Weinsortiment der beiden Winzer. In der oberen Reihe stehen Sandros Weine und in der unteren die vom Senior Georg. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man die Weine der beiden sieht und im direkten Vergleich probieren kann. Ein “Besser” gibt es nicht, denn deutlicher kann man die Volksweisheit “Über Geschmack lässt sich nicht streiten” nicht erleben.
“Die kleine Vinothek” steht Besuchern des Weingutes an fünf Tagen in der Woche offen und wer möchte, kann sogar private Weinprobe mit bis zu 6 Personen buchen.
Neben dem Wein bietet das Weingut auch Sekt an und hier fällt mir sofort der Sekt mit dem Namen SEPPELT SEKT ins Auge. Seppelt ist ein junges Unternehmen, eine Sektmanufaktur, wie es sich nennt, die erst seit wenigen Jahren SEKT herstellt. Auf der Suche nach Grundweinen für die Sektherstellung ist Hannes Seppelt beim Weingut Jung Dahlen fündig geworden. Hier kann der junge Mann aus Norddeutschland nicht nur seinen Grundwein beziehen, sondern aktiv selbst gestalten. Über die anfängliche Geschäftsbeziehung hat sich schnell eine Freundschaft entwickelt und Hannes der nun seinen eigenen Weintank im Keller besitzt hat stets Zugang zu diesem. So sind es nicht nur zwei, sondern mitunter drei Winzer, die im Weingut Jung Dahlen
ihre Weinlinien ausbauen und sich dabei gegenseitig beflügeln.
Wer den Rheingau mit all seiner Vielfältigkeit erleben möchte, kommt auch an dem Thema
Schlemmen nicht vorbei. Denn Schlemmen und Rheingau gehört untrennbar zusammen und macht einen Großteil der Rheingauer Lebensfreude aus.
Auch in dieser Disziplin hat das kleine Weingut einiges zu bieten, wenn es dreimal im Jahr an ausgesuchten Terminen seine Tore öffnet und zum Schlemmen und Genießen einlädt. Dann werden nicht nur die Weine des Weingutes, sondern auch regionale Genüsse aus der hauseigene Schlemmerküche der Mutter Karin Dahlen aufgetischt. Die Kelterhalle in welcher normalerweise Traube gepresst und Weine gefüllt werden verwandelt sich in dieser Zeit in einen gemütlichen Gastraum und bietet ein einmaliges Ambiente.
Der Tatendrang des Weingutes ist aber bei weitem noch nicht erschöpft. Denn auch im Bereich Events wandelt das Weingut mit der Veranstaltungsreihe „KELLERKULTUR-RHEINGAU“ auf neuen Pfaden. Diese findet im Gewölbekeller des Weingutes statt, welcher Platz für bis zu 55 Personen bietet und unter dem Motto: „NICHT ALLES IST KULTUR, ABER OHNE KULTUR IST ALLES NICHTS“ steht. In diesem rund 280 Jahre alten Weinkeller finden neben Vorträgen und Kunstausstellungen, auch musikalische Darbietungen oder Lesungen statt. Sogar ein WhiskyTasting wurde hier schon ausgerichtet. Natürlich finden hier auch Veranstaltung mit und um das Thema Wein ein adäquates Zuhause, z.B. „Wie beeinflussen Licht und Musik die Geschmacksempfindungen?“ Ein Event, welches ich unbedingt besuchen möchte.
Außerhalb der Veranstaltungsreihe kann der Weinkeller zudem für private Events aller Art
angemietet werden. Zudem finden in diesem Weinproben mit bis zu 55 Personen statt.
Wer die verschiedenen Weinbergslagen des Weingutes persönlich kennenlernen möchte. Kann eine Weinbergswanderung buchen oder an einer der drei fest geplanten teilnehmen. Dann führen Georg und Sandro gemeinsam durch die Erbacher Gemarkung. Im Winter sogar als Glühweinwanderung oder ganz neu als Fackelwanderung im Dunkeln.
Zum Abschluss des Treffens haben mir Vater und Söhne ihr Projekt “Patenschaft„ vorgestellt.
Man pachtet für 2, 3 oder 5 Jahre einen Weinstock und erhält jedes Jahr im April 3 Flaschen Wein aus der entsprechenden Weinlage. Zudem kommt ein Messingschild an den jeweiligen Stock, so dass man immer gucken kann, wie es den Reben geht. Ein schönes Geschenk, wie ich finde.-
Es war ein sehr interessantes Treffen in der Kleinsten Vinothek im Rheingau, ich habe viel
gelernt, aber mehr noch nicht verstanden, habe Wissenswertes über den Weinanbau erfahren und Diskussionen zwischen Generationen beigewohnt – wer recht hat, entscheidet aber letztendlich nicht der Winzer oder die Anbauphilosophie, sondern Dein Gaumen.
Vielleicht treffen wir uns ja auf einem der Feste oder in der Vinothek des Weingutes auf einen Wein oder zum “Auftakt?!
Alles Wissenswertes zum Weingut, den Weinen, den Jungwinzer und den Veranstaltungen findet man unter: - http://www.weingut-jung-dahlen.de
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015253183879
lautet die Nummer von “Rheintour”
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Den Aufkleber „Mittelrheintal – Grand Canyon kann jeder“ für 1,95€ zzgl. Porto zu beziehen.
Ein schöner und ausführlicher Bericht über eine wunderbar sympathische Winzerfamilie.
Vielen Dank für Dein Lob, liebe Rheingauprinzessin. Ich kann Deine Beschreibung der Winzerfamilie in vollem Umfang bestätigen. Vielleicht treffen wir uns ja Mal auf einer der schönen Feiern?
Liebe Grüße
Wirklich ein sehr schöner Beitrag.
Vielen Dank und es freut uns sehr, daß es dir so gut bei uns gefallen hat.
Liebe Grüße
Familie Dahlen
Ich durfte die Kellerkultur als Autor bei einer Lesung meines Romans “Nie mit, aber auch nicht ohne” am 24. Februar live erleben (siehe oben Bild 13).
Es war ein toller Abend im Duett mit Literatur und Wein im ausgebuchten Gewölbekeller.
http://www.rheingaushop.com/NIE-MIT-ABER-AUCH-NICHT-OHNE.
Mehr zum Buch und Autor unter http://www.andreaslukas.de.
ich freue mich auf eine Neuauflage!
Lieber Herr Dr. Lukas, herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Vielleicht lernen wir uns ja bei einer Neuauflage Ihrer Veranstaltung persönlich kennen – ich würde mich sehr freuen!